
Kronen Zeitung
„SAUER“, „MUTLOS“
Letsch übt scharfe Kritik am eigenen Team
Salzburg-Trainer Thomas Letsch hat nach der 0:2-Pleite bei Olympique Lyon ungewohnt harte Worte gefunden. Womöglich wollte der Deutsche seine Mannschaft vor dem Ligaschlager am Sonntag (17.00 Uhr) beim ebenfalls in eine Schaffenskrise gerutschten Tabellenführer Rapid auch wachrütteln. Vier Niederlagen haben die Salzburger in den vergangenen fünf Pflichtspielen kassiert. Es war aber vor allem das Wie, das den Chefcoach Donnerstagabend störte.
„Wir müssen uns vorwerfen, dass wir einen Großteil des Spiels hergeschenkt haben“, monierte Letsch auf ServusTV. „Ich bin enttäuscht und auch sauer über den Auftritt.“ Sein Team sei nicht griffig gewesen, nicht bereit, sei nicht gesprintet. „Das ist enttäuschend, wir haben dem Gegner überhaupt nicht wehgetan.“ Die französische Sportzeitung „L‘Equipe“ schrieb von einem „relativ einfachen“ 2:0-Sieg des Tabellenzweiten der Ligue 1. „Lyon hatte viel Raum zum Spielen.“
Durststrecke im Europacup
Letsch kritisierte aber auch das Verhalten im eigenen Ballbesitz. „Wir haben unsere Umschaltmomente nicht gut ausgespielt, den Ball gleich wieder hergegeben. Und so war es einfach mutlos, ein schlechter Auftritt“, sagte der 57-Jährige, der Salzburg im vergangenen Winter übernommen hatte. Seither haben die Bullen sechs von acht Europacup-Spielen verloren, darunter die jüngsten vier. Mit Ferencvaros Budapest wartet in der nächsten Europa-League-Runde eine vermeintlich lösbarere Aufgabe.
Einer der wenigen Lichtblicke war Youngster Kerim Alajbegovic, der seinen Vertrag zuletzt bis 2029 verlängert hat. Der 18-jährige Bosnier stand nach leichten muskulären Problemen in Lyon nicht in der Startformation, setzte nach seiner Einwechslung aber einige Akzente. „Hinten raus, nach dem 0:2, ist es auf einmal gegangen und war es mutig“, meinte Letsch. „Da haben wir gesehen, dass es geht, wenn man sich etwas zutraut, wenn man giftig ist, wenn man griffig ist. Dann kam ein bisschen Schwung rein.“
Die Einwechslung von Alajbegovic, Sota Kitano und Edmund Baidoo sei bereits vor dem zweiten Gegentor geplant gewesen, ging aber erst danach über die Bühne. „Fakt ist, ein Spiel geht 90 Minuten, und wir müssen für 90 Minuten bereit sein. Das haben wir gegen Porto geschafft, aber hier nicht“, betonte Letsch. Bei der 0:1-Heimniederlage gegen die Portugiesen hatten die Bullen den entscheidenden Gegentreffer erst in der Nachspielzeit kassiert.
Nicht der „perfekte Tag“
Diesmal parierte Torhüter Alexander Schlager in der Anfangsphase zwar einen Elfmeter, leitete mit einem Abspielfehler vor dem 0:1 aber auch die Niederlage ein. „Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir nicht mutig genug sind, wenn wir nicht rausattackieren, wenn wir uns eher immer fallen lassen und nie Druck aufbauen“, meinte der ÖFB-Teamgoalie. „Wir haben aber auch gesehen, dass wir sie zu Fehlern zwingen können, wenn wir mutig sind.“ Schlager forderte spielerische Lösungen – auch gegen Topteams. „Wir sehen gar keinen Ball mehr, wenn wir einfach versuchen, jeden Ball lang zu spielen.“

Das größte Learning sei, dass auch in der Europa League gegen Mannschaften der Güteklasse von Lyon – bei allen Stimmen und Erwartungen aus dem Umfeld – immer „perfekte Tage“ nötig seien, um zu punkten. „Aber ich glaube, dass wir mitnehmen können, dass wir auf dem Niveau spielen können, wenn alle absolut am Maximum performen“, betonte Schlager. „Jetzt gilt es einfach, die Hebel anzusetzen, gut zu erholen und dann am Sonntag zu Hause den positiven Trend in der Liga weitermachen.“
Kapitän Mads Bidstrup wird dem Vizemeister auch gegen Rapid fehlen. Der Däne hatte sich vergangenen Sonntag beim 2:1-Sieg bei der WSG Tirol eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen. Es war Salzburgs einziger Ligasieg in den vergangenen vier Runden. Nach dem Rapid-Spiel geht es in die zweiwöchige Länderspielpause. Danach warten weitere Heimspiele gegen Altach (19. Oktober) und Ferencvaros (23. Oktober) auf die Bullen.
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